Es entscheidet über Erfolg oder Verderben des Konfigurators. Hohe Usability und User-Experience gilt es hier in möglichst vollendeter Perfektion zu erreichen. Auch Omas und Opas sollen Spaß haben beim Zusammenstellen von Produkten.
Anhand von ausgesuchten Beispielen, die einst Vitaly Friedman zusammengestellt hat, beschäftigen wir uns mit dem Bedien- und Interaction-Konzept von Produktkonfiguratoren. Die Navigation als Grundlage der Bedienungsführung wird den Anfang machen, danach gehts in technischere Details der Parameterauswahl und Parameterskalen. Zum Abschluss sprechen wir über angebotene Templates und den Initialzustand eines Produktkonfigurators.
Die Navigation
Hier wird man erstmal etwas ausgebremst und muss sich klar machen, dass es zwei Arten von Produktkonfiguratoren gibt. Zum einen die Builder- und Customizer (Typ Customizer) und zum anderen die Konfiguratoren zum explorieren und inspirieren (Typ Explorer).
Bei den Explorer Typen steht die Bekanntmachung mit dem Produkt im Vordergrund. Der Konfigurator soll mit Freude relevante Produktdetails vermitteln und Vertrauen in den Herstellung und das Produkt wecken. Das Bedienkonzept nimmt darauf Rücksicht, indem es auf keinen Fall technisch überfrachtet, sondern eher verspielt, leichtgewichtig daherkommt. Am ansprechendsten sind hier Bedienfelder die mit der Produktvisualisierung verschmelzen und sich geräuschlos verbergen, sobald sie nicht im Fokus stehen.
Für Customizer-Typen weht ein etwas anderer Wind. Hier haben wir es mit Kunden zu tun, die im AIDA-Prozess schon weiter gekommen sind. Diese Nutzer stehen kurz davor das Produkt zu kaufen und möchten nun ihre Wunschzusammenstellung mit dem Produktkonfigurator erstellen. Und so regnet es also Details über Details. Damit man nicht ertrinkt muss Ordnung und Struktur her, eine Schritt-für-Schritt-Navigation kommt hier oft zum Einsatz. Der Vorteil: es wird nichts vergessen. Um dem User trotzdem noch Freiheit zu gewähren, bietet es sich an, die Schritte nicht in einer Zwangsreihenfolge zu absolvieren, sondern auch Vor- und Rücksprünge zuzulassen. Die Navigation wird dann in der Form von Tabs, Bild-Icons oder aufklappbaren Modal-Dialogen umgesetzt.
Bei einigen Produkten ist die Kombinierbarkeit von Parmetern-Ausprägungen stark aus baulichen oder herstellungsbedingten Gründen eingeschränkt. Der Konfigurator trägt dem Rechnung und stellt eher Ausbauoptionen statt Parameter-Controls bereit, die als Cards implementiert werden.
Ganz sachlich geht es zu, wenn die Freiheitsgrade so eingeschränkt sind, dass eigentlich nur Spezialisten die Produktparameter zusammenstellen können. Dann „schrumpft“ der Produktkonfigurator zu einer Tabellenform mit dem Fokus auf die Vergleichbarkeit der Optionen.
Die Auswahl der Parameter & Ausprägungen
Hat sich der User erstmal orientiert, kann es mit der Konfiguration des Produktes losgehen. Während es nur unter dem Aspekt des Explorierens (siehe oben) sinnvoll erscheint Ausprägungen komplett zu verstecken, sollten die verfügbaren Varianten gut sichtbar platziert sein, um den User zum Ausprobieren einzuladen und das Engagement zu steigern.
Parameterskalen
Mindestens einer, maximal 10 Parameter sollten Produktkonfiguratoren zum Customizen anbieten. Warum nicht mehr? Angenommen jeder Parameter hat 10 Wahlmöglichkeiten (genannt Parameterausprägungen), dann muss sich der Nutzer theoretisch schon mit 100 Entscheidungen herumschlagen. Es wird noch Schlimmer: einige Parameter haben sogar Tausende oder Millionen Ausprägungen. Um da nicht unterzugehen und komplett den Spass zu verlieren, ist viel UX-Magie und gute Bedienelemente vonnöten.
Slider sind optimal geeignet für kontinuierliche Skalen. Diskrete Parameterskalen wie z.B. Materialien werden mittels Buttons oder Drop-Down-Menüs abgedeckt. Letzere sind aus Sicht der UX allerdings nicht sehr gut geeignet, da sie die Wahlmöglichkeiten erst nach einem Klick präsentieren.
Einige Produktkonfiguratoren-Designer erfinden mutig ganz neue Bedienfelder, da Standardelemente zu umständlich für die Umsetzung wären.
Templates & Initialzustand
Für den User überraschend und sehr einladend wirken Produktkonfiguratoren, die als „weißes Blatt“ starten, d.h. hier ist das Feld noch nicht bestellt und der User hat selbst die Wahl, wie es losgehen soll.
Am anderen Ende stehen komplett auskonfigurierte Starteinstellungen. Diese nehmen zwar schon vieles vorweg, können aber dafür die Sicherheit geben, dass die Zusammenstellung der Parameter gut ankommt und von vielen schon so bestellt wurde.