Für die Einteilung von Produktkonfiguratoren gibt es mehrere Unterscheidungskriterien. Beim Kriterium Aufgabenziel wird die Motivation unterschieden nach der ein Produktkonfigurator unterschiedliche Ziele erfüllen soll. Beim Kriterium Vorfertigungsgrad gliedert man Konfiguratoren nach dem Anteil der Mitbestimmung. Zuletzt besprechen wir noch den Grad der Personalisierung bei der Produktherstellung, was sich auch als Unterscheidungskriterium anwenden lässt.
Kriterium Aufgabenziel
In Vertrieb- und Marketing ist das AIDA-Konzept wohlbekannt und ermöglicht im Bereich der Konfiguratoren eine Unterscheidbarkeit bezüglich der Ziele, die an die Produktkonfiguratoren gestellt werden. Während die beiden ersten Begriffe „Attract“ und „Interest“ am Anfang des Verkaufs stehen, sind die letzten beiden „Desire“ und „Action“ eher dem Verkaufsabschluss zugeordnet.
Builder-Customizer
Ein „Builder-Customizer-“ Produktkonfigurator welcher sich auf „Action“ fokussiert, wird viele verschiedene Einstelldetails bereithalten, um dem ja schon überzeugten Kunden zu helfen das Traumprodukt zu bauen. Dieser würde sich auf einer Produktdetailseite befinden, in die der Nutzer vielleicht schon mit einer getroffenen Vorauswahl einsteigt, um nicht jegliche Optionen offen halten zu müssen (das Durchklicken eines 20-seitigen Dialogs wird sogar einem sehr enthusiastischen Nutzer missfallen. Die hohe Parameterdichte und Einstellungsflexibilität benötigt ein größeres und breites Display, was zur Zeit noch bedeutet, dass das häufigste End-Gerät, mit dem ein Kaufabschluss mit Beteiligung eines Produktkonfigurators durchgeführt wird, der Desktop-PC oder Desktop-Notebook ist.
Attract-Explorer
Um Unterschied dazu soll ein Produktkonfigurator der „Attract“-Kategorie den User einladen das Produkt auf spielerische Weise zu entdecken und zu explorieren. Ein Kaufabschluss ist hier unwahrscheinlich, aber eventuell ist diese erste Session der Anfang eines erfolgreichen Verkaufes in den nächsten Wochen. Das In-Kontakt-kommen wird leider datentechnisch etwas stiefmütterlich behandelt, da ein letztendlich getroffener Verkaufsabschluss nur sehr schwer mit den vielen – vorher notwendigen – Explorations-Sessions in Verbindung gebracht wird (Stichwort Customer-Journey und Cross-Channel-Marketing). Denn diese Explorationen finden oft mit einem anderen, nämlich dem mobilen Endgerät beim Warten in der Einkaufsschlange oder in der Hofpause nach dem Mittagessen statt und nicht mit dem Desktop auf dem der Kauf letztendlich getätigt wird. Schaut man sich also nur die Nutzungsstatistik von abgeschlossenen Käufen an, würde man die Rolle der mobilen Endgeräte leicht unterschätzen.
Kriterium Vorfertigungsgrad
Wie kleinteilig kann der Nutzer die Zusammensetzung des Produktes bestimmen? Einige Produktkonfiguratoren sind nichts mehr als umgetaufte Shop-Systeme, da hier eigentlich nicht Customization sondern nur Produkt-Alternativen-Auswahl angeboten wird, ohne Einflussnahme auf den Aufbau oder Zusammensetzung zu haben. Setzt sich das Produkt jedoch aus eigenständigen – nicht anpassbaren – Einzelbauteilen zusammen (genannt Configure-to-Order und Assemble-to-Order), würde der Nutzer immerhin auswählen können, welche Bauteile für das eigene Produkt kombiniert werden. Beim Make-to-Order können die gewählten Komponenten noch in begrenztem Rahmen vom Nutzer abgeändert werden. Einen maximalen Einfluss haben Engineer-to-Order Fertigungsvarianten, bei denen der Nutzer Maße, Materialien usw. nahezu vollständig festlegen kann, so dass die Produktion fast an die flexiblen Verhältnisse der manuellen Individualfertigung heranreicht – aber hoffentlich nicht zu den hohen Kosten der Einzelfertigung.
Kriterium Grad der Personalisierung
Welche Möglichkeiten hat ein User das Produkt zu personalisieren, d.h. es erkennbar als zum Nutzer gehörend auszuweisen? Die Relevanz dieses Kriteriums wird aus der Verkaufspsychologie abgeleitet. Produkte, welche die persönliche Note des Nutzers tragen, sind zum einen Unikate und werden zum anderen vom Nutzer mit höherer persönlicher Beteiligung erschaffen, was zu einer stärkeren Emotionalität führt. Produktkonfiguratoren, welche die Anpassung von Attributen auf vom Nutzer bereitgestellte Daten und Inhalte bieten, positionieren sich daher durch einen hohen Grad der Personalisierung. Oft leicht möglich ist die Auswahl von Farben aus einer Farbpalette. Hier würden sich Nutzer die Farbe wählen, die ihrer Präferenz am nächsten kommt. Eine komplett freie Farbwahl ist eher in Ausnahmesituationen möglich, da sich farbige Oberflächen produktionsbedingt immer nur in konkreten, eingeschränkten Farbräumen gestalten lassen. Aus der Bekleidungsbranche sind weiterhin Anpassungen von Körperform, Körperhöhe und andere Körpermaße bekannt. Produktkonfiguratoren in der Werbebranche können häufig Firmen-Logo, Bilder oder Fotos verarbeiten und durch Oberflächenbehandlung dauerhaft mit dem Produkt verschmelzen.
Die Produktpersonalisierung bringt nebenbei einen kleinen Vorteil für das sonst so aufwändige Retouren-Management. Falls die Personalisierung nicht in einem vertretbaren Umfang rückgängig gemacht werden kann, ließe sich das personalisierte, retournierte Produkt wegen der Nutzerprägung ja nicht an eine andere Person erneut verkaufen. Aus diesem Grund nimmt der Gesetzgeber Produkte mit Personalisierung aus der beim Distanzhandel sonst üblichen Rücknahmeverpflichtung (14-tägiges grundloses Rückgaberecht §312 BGB) aus.
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