Der Checkout schließt den Konfigurationsprozess durch Annahme des Angebots und Übermittlung der Zahlungsinformation ab. Bei vielen Webshops wurde der Checkout, der eigentlich smooth, schnell und unproblematisch sein soll, mit immer mehr Aufgaben überfrachtet. Abhängig von der Aufgabe des Produktkonfigurators stelle ich zwei Checkout-Typen vor.
Ein Ladengeschäft läßt Besucher im Laden frei herumlaufen. Kunden können Produkte anschauen, diese manchmal regelrecht inspizieren und Hinweise zu den Produkten durchlesen. Kurz vor Verlassen des Ladens wartet dann aber definitiv die Kasse. Alle Kunden wissen bereits beim Betreten des Laden, dass spätestens dort die Entscheidung für oder gegen den Kauf eines Produktes fallen muss und dass im Falle eines Kauf die Bezahlung des Produkts genauso fällig ist. Nach dem gleichen Konzept funktioniert auch ein Online-Shop. Auch bei diesem erfolgt kurz vor dem Verlassen die Transaktion, in der das Besitzrecht eines Produkt an den Käufer übergeht, im Tausch mit dessen Liquidität. Der sogenannte Checkout ist bei Shopbetreibern ein ständiges Aktivitätsfeld. Verständlich, da ohne Checkout kein Umsatz rein kommt. Aber auch an der Optimierung des Checkouts wird lange gefeilt, denn es gibt viele Hürden (organisatorische, rechtliche und technische), die einen potentiellen Käufer vom Kauf letztendlich doch noch Abstand nehmen lassen.
Konfigurator als Builder-Customizer
Ein Produktkonfigurator, der als Builder-Customizer eingesetzt wird, verfügt über eine kleinteilige Parameterauswahl mit vielen Parameterausprägungen, die vom User in einem längeren Prozess (teilweise mit Unterbrechungen) ausgewählt werden. Der Nutzer hat am Ende der Konfiguration sehr viel Zeit investiert und wird einen aufgepumpten Checkout-Prozess (sollte es nicht zu übertrieben sein) auch noch überstehen. Hier können dann die Standard-Checkout-Abfragen im „normalen“ Maß erfolgen, um dem Kunden nicht nur als „Website-User“ zu gewinnen (Registrierung mit Account+PW wird abgefragt), sondern ihn auch einwilligen zu lassen, spätere Marketingbespielungen zu akzeptieren (Opt-In muss hierfür explizit eingefordert werden). Die Angabe verschiedener Liefer- und Bezahloptionen runden dann den Checkout-Prozess ab, der sich schon fast wie ein eigener Konfigurator anfühlt.
Konfigurator als Attractor-Explorer
Ist der Konfigurator im Attract-Explore-Einsatz, soll aber trotzdem das konfigurierte Produkt sofort kaufbar sein (d.h. ohne Verlinkung zum Builder-Customizer-Konfigurator und dessen umfänglichen Checkout), rate ich zu einem sehr einfachen Checkout, auch bekannt als One-Click Single-Page-Checkout. Der kürzeste außerhalb von Plattformen, wie Amazon mir bekannte Checkout läuft über die von Paypal bereitgestellte Dienste und besteht aus folgenden Schritten:
- Anzeige der bestellten Produkte mit Produktbild (Thumbnail), Produktname und Preis sowie zwingend rechtlich notwendigen Links zu Belehrungen (Widerspruch etc.)
- Druck auf Button „kostenpflichtig bestellen“
- Über die Paypal-Dienste werden die Bezahlvarianten eingeblendet (hier noch ohne Eingabefelder, nur als Button)
- Paypal-Bezahlabwicklung
- SEPA-Lastschrift
- Giro-Pay
- Sofort-Bezahlug
- Debit- oder Kreditkarte
- Erst nach Auswahl einer Bezahlvariante (z.B. die Standard Paypal-Abwicklung) gibt der User sein Paypal-Passwort ein und genehmigt die Zahlung
- über einen Danke-Bildschirm wird über den abgeschlossenen Kauf informiert, eine eMail geht zeitgleich an den Kunden raus, eine SMS an den Verkäufer, das bestellte Produkt wird erzeugt und zugeschickt.
Vielleicht haben Sie es bemerkt: nirgendwo wurde Versand-Adresse oder eMail-Adresse abgefragt. Diese Infos bekommt der Händler während und nach dem Kaufabschluss von Paypal maschinell übergeben, muss diese also nicht selbst im Checkout abfragen. Hierdurch verkürzt sich der Checkout auf 1/10 der normalen Länge. Mischformen sind auch denkbar, z.B. kann die Checkbox zum Zusenden weiterer Infos auch hier angeboten werden, um sich rechtlich die Zusendung von Marketinginformationen genehmigen zu lassen.
Funktionale & rechtliche Inhalte
Um sich zu vergewissern, das richtige Produkt zu erstehen, werden alle Produkte des Warenkorbs und deren relevanteste Merkmale beim Checkout übersichtlich aufgezählt. In frühen Phasen des Checkouts werden auch gerne mal Verbauchs-Artikel und Produktbundles als so genanntes Up- und Cross-Selling angeboten. Wenn nicht schon geschehen müssen spätestens hier auch die Kontakt- und Lieferdaten des Kunden aufgenommen werden. Gerne lässt sich der Shopbetreiber durch Acknowledgements bestätigen, dass frei wählbare Produkteigenschaften wirklich so gewünscht sind. Acknowledgements werden auch eingeholt für das Akzeptieren der AGB (allgemeine Geschäftsbedingungen) und der Datenschutzerklärung. Alle Kosten u.a. auch für die Lieferung müssen hier erneut klar wahrnehmbar abgebildet werden. Gesetzlich geregelt ist auch das Widerrufsrechts, auf das hingewiesen werden muss (14-tägige Rückgabe ohne Angabe von Gründen).
Die Transaktion
Der Bezahlvorgang wird durch im Shopsystem bereitstehende Zahlungskanäle / Anbieter umgesetzt. Generell gilt: je mehr desto besser, da Kunden unterschiedliche Präferenzen haben. Am beliebtesten beim Kunden ist der Kauf auf Rechnung, der aber für den Shopbetreiber mit dem größten Risiko verbunden ist und deshalb oft nur für Bestandskunden bzw. ab bestimmten Umsatzschwellen angeboten wird. Eine Spielart ist der Kauf auf Raten, der entweder mit oder ohne Anzahlung in Erscheinung tritt und besonders bei hochpreisigen Produkten den Kaufabschluss selbst bei kleinem Geldbeutel ermöglicht.
Service für das Produkt und am Kunden
Ist die Transaktion abgeschlossen werden dem Kunden auf einer Dankesseite gerne Bedienungs- Aufbau oder andere Service-Hinweise bereitgestellt. Im dem Kunden alle Ängste (ich habe bezahlt, aber die Ware noch nicht) sofort im Keim zu ersticken, kann oft der Produktionsprozesses eingesehen oder der Lieferweg verfolgt werden. Kontaktformulare und Service-Telefonnummern sind in diesem Schritt selbstverständlich.
One-Click Checkout
In vielen Shop-Systemen versucht man den Checkout-Prozess soweit zu verschlanken, bis nur noch 1 Klick übrigbleibt. Die ist dann möglich, wenn der Kunde mit allen Lieferdetails bekannt ist, das Produkt eher zu den schnelldrehenden gehört (hohes Verkaufsvolumen und Wiederkaufhäufigkeit) und das Produkt nicht erklärungs- oder aufklärungsbedürftig ist. In dieser Hinsicht hatte Amazon mit dem Dash-Button die technisch durchdachteste Lösung entwickelt, die allerdings aus rechtlichen Gründen in Deutschland 2019 eingestellt werden musste.